Geschichte
Geschichte von Pürgg
Als die Otakare („Traungauer“), Markgrafen von Steyer, ihren Herrschaftsbereich auch auf das steirische Ennstal ausdehnten, erbauten sie – möglicherweise auf älterer Grundlage – im heutigen Pürgg eine Pfalz (Burg = Pürgg). Der ursprüngliche Name von Pürgg war „Grauscharn“ (Gruscarn – Stein- od. Schotterboden.) Die Siedlung Grauscharn wurde 1160 als „castrum“ erstmals urkundlich erwähnt. 1160 wird auch von einer Burg Grauscharn berichtet. Die Pfarre war zur Zeit des Hochmittelalters (Mitte 11. bis Mitte 13. Jhd.) sehr mächtig und reichte von Aussee bis Weißenbach/Liezen.
Die heutige Pfarre Pürgg (seit 2015 Marktgemeinde Stainach-Pürgg) schließt die Orte Pürgg, Lessern, Wörschachwald, Untergrimming Unterburg, Trautenfels u. Niederstuttern ein.
Pfarrkirche Pürgg zum Hl. Georg
Die von einem schönen Friedhof umgebende, ursprünglich romanische Pfarrkirche wurde 1130 geweiht. Vom romanischen Bau sind noch 3 Schiffe erhalten. Die Seitenschiffe weisen die charakteristischen halbrunden Apsiden auf. Die Wölbung der Schiffe, die ursprünglich wohl flach gedeckt waren, erfolgte im 15. Jahrhundert. Anfang des 14. Jhd. veränderte man die Kirche im Stile der Gotik, indem der Turm über dem Chorquadrat abgerissen und ein Westturm errichtet wurde. Der Altarraum wurde 1324 vom Seckauer Bischof Wocho (Freskofragment nördl. Wand, hinter dem Triumphbogen) geweiht.
Von den drei (Spitzbogen-)Fenstern enthält das südliche die originalen Scheiben (Glasmalereien 2. Viertel des 14. Jhd.).
An der Fensterseite verdeutlicht ein Vesperbild (Pietà um 1415) den Schmerz, den die Gottesmutter um ihren toten Sohn litt. Bemerkenswert sind auch die Statuen der Anna Selbdritt (davon gibt es eine Sondermarke; Mutter Anna u. Gottesmutter Maria mit Jesuskind - vom O.Ö. Bildschnitzer Linhart Astl um 1520) sowie die Hl. Barbara und Katharina (um 1750). Die Kanzel auf der rechten Seite sowie ein Aufsatz beim Altar (Tabernakel u. Säulenbaldachin) wurden 1793/94 von dem in Mitterndorf ansässigen Bildhauer Johann Fortschegger gefertigt.
1953 wurden in der Turmläutkammer (mit Aufgang zu den Glocken u. zu den Turmuhren) Fresken aus der Zeit um 1300 freigelegt. U.a. sind Szenen der Passion Christi und der Hl. Katharina dargestellt, daher auch die Bezeichnung Katharinen-Kapelle.
Auf der Empore des nördlichen Seitenschiffes befindet sich die sogenannte „Liebfrauen-Kapelle“ mit einem Marienaltar aus dem 17. Jahrhundert. 1793 erhielt die Kirche eine Orgel, gebaut von Nikolaus Rummel dem Älteren. Im Jahre 1904 wurde an die Westfassade die Familien-Gruft der Reichsgrafen von Lamberg auf die ehemals hier bestehende Familiengruft der Grafen Stainach gebaut. Gräfin Anna Lamberg war Besitzerin des Schlosses Trautenfels und war sehr sozial eingestellt (hat u.a. das Alten-Pflegeheim der – jetzt – „Gräfin-Anna-Lamberg- Stiftung“ und die Volksschule, jeweils in Unterburg, erbaut).
Erwähnenswert ist noch der an der Westseite (Außenseite unterhalb des „Chors“) befindliche Karner, in welchem Schädel u. Gebeine der Toten sichtbar „gestapelt“ sind.
Gegenüber des nördlichen Seiten-Einganges befindet sich ein Kriegerdenkmal, wo die Verstorbenen der ehem. Gemeinde Pürgg u. Neuhaus des Ersten u. Zweiten Weltkrieges angeführt sind.
Johanneskapelle Pürgg
Auf einer Anhöhe östlich des Ortes Pürgg steht die im romanischen Baustil errichtete Johannes-Kapelle, die erst im Jahre 1350 urkundlich erwähnt wurde. Die „Entstehung“ könnte schon vor 1122 anzusetzen sein.
An der südlichen Außenwand der Kapelle weisen drei hölzerne Kreuze den Ort als Kalvarienberg aus.
Weitum bekannt sind die romanischen Fresken (3. Viertel des 12. Jhd.), als Auftraggeber wird der Traungauer Markgraf Ottokar III. (1125 – 1164) vermutet. Sie sind die bedeutendsten romanischen Wandmalereien in der Steiermark. U.a. sind als Motive „Christus als Lamm“ mit Kreuznimbus u. Kreuzfahne, „Johannes der Täufer“, „Johannes“ (Evangelist), „4 Evangelisten-Symbole“, „die Opfer von Kain u. Abel“, die „törichten u. die klugen Jungfrauen“ etc. zu bestaunen. Sehr bekannt u. interessant sind weiters der „Katzen-Mäusekrieg“, „kufische (arabisierende – u.a. „Allah“) Schriftzeichen“ und „Swastika´s“ (wird im Hinduismus, Jainismus u. Buddhismus als religiöses Glückssymbol verwendet, das „Hakenkreuz“ ähnelt der Swastika sehr).
Der Kirchenführer – „Pfarre Pürgg im Ennstal“ – in dem Genaueres über die Pfarrkirche und die Johanneskapelle nachgelesen werden kann, liegt beim Schriftenstand in der Pfarrkirche Pürgg in der Liebfrauenkapelle – sozusagen im 1.Stock (von dort Eingang zum Chor u. zur Katharinenkapelle – ehemalige Turmläutkammer) - zum Verkauf auf.
Pfarrhof Pürgg
Das „dritte Juwel“ neben der Pfarrkirche St. Georg und der Johanneskapelle: Da die Pfarre zur Zeit des Hochmittelalters sehr mächtig war (von Aussee bis Weißenbach/Liezen), wurde ein entsprechend großes Gebäude errichtet, welches u.a. auch ein sogenanntes „Bischofszimmer“ beherbergt. Die Urspürnge des Pfarrhofs reichen bis ins 11. und 12. Jhd, zurück.
Unter Dechant Pfarrer Mag. Alois Schlemmer wurde Ende 2005 dieses Projekt „ins Rollen gebracht“: Im Jahr 2008 wurde der „Verein der Freunde des historischen Pfarrhof Ensembles auf der Pürgg“ mit folgendem Zweck – für den historischen Pfarrhof auf der Pürgg - gegründet: „Tätigkeit ist nicht auf Gewinn ausgerichtet, bezweckt die Aufbringung von Geldmittel für die Renovierung (Baumaßnahmen) und Revitalisierung des historischen Pfarrhof-Ensembles Pürgg für Veranstaltungen aller Art in den Bereichen Kunst, Unterhaltung, Kulinarium, sowie das Eingehen von Kooperationen hinsichtlich der Mittelaufbringung und der Durchführung von Veranstaltungen. Dies auch durch die Einbeziehung (vor allem) freiwilliger Mitarbeit“.
Die Veranstaltungen finden im großen historischen Saal im 2. Stock statt. Der „Verein“ hat den Pfarrhof von der Pfarre Pürgg gepachtet.
(Link zur Website: https://www.pfarrhof-pürgg.at/)
Kapelle "Maria Schnee" in Wörschachwald
Die Dorfkapelle „Maria Schnee“ beim Gasthaus „Dachsteinblick“ in Wörschachwald wurde zu Beginn des 16. Jhd. erbaut. Der Legende nach soll an ihrer Stelle der Hl. Georg (= Pfarrpatron der Kirche in Pürgg) während eines Pferderittes Rast gehalten haben. Vielen Generationen der ansässigen Bauern diente die Kapelle als Bethaus. Die Verstorbenen wurden dort
verabschiedet, bevor sie am Kirchweg zum Friedhof nach Pürgg gebracht wurden. Jeweils im Mai wird eine Andacht gefeiert. Diese Kapelle ist ein würdiger Ort zur Besinnung für die vielen Gäste und Wanderer, die hier vorbeikommen.
Kapelle "Maria Hilf" in Wörschachwald
Die Kapelle „Maria Hilf“ wurde 1971 in Wörschachwald von 14 Familien erbaut und ist seitdem in deren Privatbesitz. 14-tägig wird dort eine Heilige Messe gefeiert, das Kirchweihfest findet jährlich Anfang Juli statt.
Trautenfelser Schlosskapelle
Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff erwarb Schloss Trautenfels im Jahr 1664 und ließ es in den nachfolgenden Jahren im Stil der Barockzeit umgestalten. Um 1670 kam es zur Errichtung der Schlosskapelle. Wie im Schloss wurden auch hier die Fresken von Carpoforo Tencalla und die Stuckarbeiten von Alessandro Serenio geschaffen.
Der Altar, ein Ädikula-Altar (lat. „kleines Haus“), ist eine Stiftung des Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff und in reduzierter Form erhalten. Am Giebel befindet sich das Wappen der Familie Trauttmansdorff.
Das ursprünglich nicht für den Altarrahmen vorgesehene Bild mit der Schutzmantelmadonna der Skapulierbruderschaft wurde in den 1950er-Jahren anstelle eines größeren Madonnen-Gemäldes in den Altar eingebaut. Die Mensa (dat. 1774) und die seitlichen konsolenförmigen Kredenztische stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Die übrige Ausstattung – das Gestühl, das angrenzende kleine Oratorium, Fenster und Türen – wurden Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil des Barock „nachempfunden“ und neugestaltet.
Die Kapelle befindet sich im hinteren Schlosshof und ist während der Öffnungszeiten des Museums für Besucher*innen zugänglich.
(Link zur Website: www.schloss-trautenfels.at)
Evangelische Kirchenruine Neuhaus
Die Burg Neuhaus (heute Schloss Trautenfels) ist von 1493 bis 1594 im Besitz der Familie Hoffmann. Im Jahre 1574 lässt die Familie Hoffmann eine evangelische Kirche errichten, die bereits 1599 von der Reformations-kommission völlig zerstört wird.
Die Grundmauern wurden ab 1991 freigelegt, die Mauerreste ergänzt und konserviert. Die parkähnliche Anlage mit Informationstafeln und dem „Weg des Friedens“ versteht sich heute als ökumenische Gedenkstätte unter dem Motto „Nicht vergessen, aber vergeben“.
(Quellen: Die Pfarre Pürgg hat Texte aus verschiedenen Quellen - u.a. aus dem Kirchenführer (Christine Rabensteiner und Helga Hensle-Wlasak, Kunstverlag Hofstetter), aus dem Internet (Wikipedia), weiters von Fr. Mag. Katharina Krenn vom Schloß Trautenfels, Universalmuseum Joanneum (Text zur Schlosskapelle und zu Neuhaus) und Inhalte aus der Chronik Pürgg-Trautenfels etc. - verwendet.)
Hier können Sie sich ein Dokument downloaden, wo Sie alle Pfarrer von Pürgg seit 1872 nachlesen können.
Evangelische Kirchenruine Neuhaus
Vorderer Teil des Mittelschiffes mit Hochaltar
Hinterer Teil des Mittelschiffes mit Orgelempore
Turmläutkammer (Katharinen-Kapelle)
Karner
Johanneskapelle außen
Johanneskapelle innen
Pfarrhof
Kapelle "Maria Schnee" in Wörschachwald
Kapelle "Maria Hilf" in Wörschachwald
Altar Kapelle Schloss Trautenfels, Nicolas Lackner